Einheit 1: Körperbewusstsein
Der Yogalauf verkörpert im bewussten Sinn eigentlich auch unseren
Lauf des Lebens. Er ist sozusagen unsere personalisierte Therapie.
Wir lernen selbst die Verantwortung für ein gesundes Leben zu
übernehmen. Kein Therapeut kann sich von außen so präzise auf
unsere inneren Abläufe einstimmen, wie wir selbst. Die Problematik
ergibt sich durch die totale Unterschiedlichkeit der inneren Welt, der
Menschen. Es gibt keine Schubladen, keine Medizin, die für alle
gleich wirksam ist, jeder ist anders. Was für den Einen sehr gut ist,
kann sich für einen Anderen sehr schlecht auswirken. Nur durch
bewusste Beobachtung, bewusstes Fühlen, erlangen wir Aufschluss
darüber, wie unser Körper, wie wir Selbst reagieren, funktionieren.
Natürlich gibt es hier sehr gute Therapien, wie Alexander-Technik,
Eutonie, Feldenkrais, Franklin-Methode, uvm.,welche vor allem durch
persönliches Coaching sehr gute Erfolge erzielen. Dennoch bietet
der Yogalauf durch die bewusste, achtsame Selbstwahrnehmung, den
experimentellen Freiraum für jeden Einzelnen, seine eigene
persönliche Form zu finden. Selbst für Spitzensportler bietet der
Yogalauf die Möglichkeit seine Energie optimal einzusetzen. Wobei
der Yogalauf aber ein meditatives Training ist, welches überhaupt
nie auf Leistung oder Ergebnisse gerichtet ist. Dies würde dem Sinn
des Yoga diametral entgegenstehen, denn genau durch diesen
Zwang entsteht eine chaotische Disharmonie, welche den Grossteil
unserer Energie bindet.
Wir starten zu Beginn stehend in der Berghaltung/Tadasana, jedoch ohne Anspannung nur um sich der richtigen Körperhaltung bewusst zu werden, kann später beim laufen immer wieder abgerufen werden.
Füße parallel am Boden,
die großen Zehen können sich leicht berühren,
Gewicht auf Fersen und Ballen der großen und kleinen Zehe,
stehe Aufrecht,
Kopf in einer Linie mit der Wirbelsäule,
halte den Kopf gerade,
eine gute Orientierungshilfe wäre sich vorzustellen, wie eine Marionette an einem Faden in der Mitte der Kopfdecke zu hängen,
richte den Blick entspannt geradeaus,
entspanne die Gesichtsmuskel, Kinn leicht hängen lassen;
mit einem Lächeln geht es immer leichter,
dann beginnen wir zu gehen,
achten immer wieder bewusst auf die Körperhaltung,
Brust raus – aber Achtung – nicht die Schultern zurückziehen, sondern eher die Brust heben in dem wir die Brustwirbel aufrichten!
Bauch rein – aber Achtung – nicht den Bauch einziehen, sondern die Lendenwirbel aufrichten, kein Hohlkreuz machen!
wenn beim Gehen diese Haltung klappt, können wir in langsamen Laufschritt übergehen
laufe vorerst ganz entspannt und langsam
richte das Bewusstsein auf die Körperhaltung
versuche aufrecht zu bleiben, weder nach vorne oder nach hinten geneigt
dann ist das Körpergewicht in Balance
in Balance reduziert sich die aufgewendete Energie
das Rückgrat strecken bis zum Scheitel
auch der Kopf ist aufrecht
nicht überstreckt.hängt nicht nach vorne
versuche das Steißbein Richtung Oberschenkel zu halten
den Bauch nicht einziehen, einfach entspannt raus lassen
Schultern entspannen, frei hängen lassen
weder nach vorne oder hinten ziehen
Arme entspannen, frei hängen lassen
die Handflächen zeigen nach vorne, Daumen nach außen
das befreit den Brustraum
die Arme schlenkern frei im Rhythmus des Laufes
nur die Beine bewegen sich
konzentriere dich auf die Gesäßmuskeln
sie sind die stärksten Muskeln im Körper
sie vollbringen die ganze Arbeit des Vortriebes
lass den gesamten Beckenbereich und die Hüften frei beweglich
entspanne auch die restliche Muskulatur
die Fersen berühren zuerst den Boden
dann über die Fußsohle und Zehen abrollen
die Zehen bleiben total entspannt
Handgelenke total entspannt
Finger total entspannt
achte aber auf die aufrechte Haltung, Balance
mache dir nur die richtige Haltung bewusst
der Körper steuert autonom die nötige Muskulatur
beobachte wo eventuelle Verspannungen auftreten
beobachte wo eventuelle Schmerzen auftreten
versuche sie ohne Anhaftung zu beobachten und zu entspannen
nur die Gesäßmuskeln arbeiten
tiefes aktives Einatmen durch die Nase
lass die Luft von selbst durch den Mund ausströmen
Die Herausforderung besteht nun darin, alte eingefleischte Muster loszulassen. Nicht nur unsere konditionierten Gedanken laufen reflektorisch ab, auch der Körper läuft in Wahrheit reflektorisch. Niemand beobachtet oder steuert bewusst seine Beine, wenn er Essen aus dem Kühlschrank holt. Im Laufe der Jahre nehmen wir eine Komfort Haltung ein, völlig Unbewusst! Möglicherweise sorgten Verletzungen für einen eingeschränkten, schmerzenden Bewegungsablauf, und wir nahmen eine Schutzhaltung ein. Alle diese Erfahrungen sind einprogrammiert, und laufen voll reflektorisch ohne bewussten Willen ab. Das sind nun mögliche Hindernisse, welche wir nur durch bewusste Beobachtung und Steuerung auflösen können. Wichtig ist natürlich konsequent zu üben, damit wir durch die völlige Befreiung von diesen Reflexen, in einen gelassenen, befreiten Seinszustand, zu einem freien Bewusstseinsstrom gelangen. Der bedingte konditionierte Bewusstseinsstrom bindet durch die daraus resultierenden Handlungen, den Großteil unserer Energie. Durch das Abflachen der Bedungenheit, steht uns die nunmehr frei werdende Energie, für neue kreative Tätigkeiten in ungeahnter Größe zur Verfügung.